Scrapie ist eine weltweit verbreitete, unheilbare und tödlich verlaufende Erkrankung des zentralen Nervensystems. Ebenso wie BSE und die Kreutzfeld-Jakob-Krankheit gehört Scrapie zur Gruppe der "Transmissiblen spongiformen Enzephalopathien". Hieraus resultiert, dass zur Verbreitung neben dem Export von Zuchttieren auch die Fütterung verarbeiteter Tierkörper infizierter Tiere beitragen kann.
In der wissenschaftlichen Literatur wird ein Zusammenhang zwischen dem Grad der Empfänglichkeit für die Scrapie-Krankheit mit bestimmten Genvarianten am Prion-Proteingenort beschrieben. Aufgrund dieser Varianten werden Tiere verschiedenen Risikogruppen der Scrapie-Empfänglichkeit zugeordnet.
Für die Untersuchung werden einige Milliliter Vollblut benötigt, das mit EDTA, ACD oder Citrat stabilisiert ist. Aufgrund der Blutuntersuchung werden Zuchtschafe in die Risikogruppen G1 bis G5 eingestuft. Die Zuordnung der Genotypen zu den Risikogruppen erfolgt entsprechend dem jeweiligen Stand der wissenschaftlichen Erkenntnisse.
Derzeit gilt nachfolgende Einteilung:
Risiko-Gruppe | Genotyp | Beschreibung | ||||||
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G1 | ARR/ARR | Geringstmögliche Scrapie-Anfälligkeit des Zuchttieres und bei Anpaarung mit einem Zuchttier gleichen Genotyps seiner Nachkommen. | ||||||
G2 |
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Geringe Scrapie-Anfälligkeit der Zuchtschafe diesen Genotyps und seiner Nachkommen, soweit eine Anpaarung mit der Risikogruppe G1 und G2 erfolgt. | ||||||
G3 |
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Geringe Scrapie-Anfälligkeit der Zuchtschafe diesen Genotyps, ein Teil der Nachkommen kann eine erhöhte Scrapieanfälligkeit besitzen, wenn der Paarungspartner nicht der Risikogruppe G1 oder G2 zuzuordnen ist. | ||||||
G4 | ARR/VRQ | Im Vergleich zu G3 ist die Scrapie-Anfälligkeit der Zuchttiere relativ hoch. Das gleiche gilt, je nach Genotyp des Paarungspartners, für einen Teil der Nachkommen. | ||||||
G5 |
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Zuchttiere dieses Genotyps besitzen die größte Scrapieanfälligkeit. Je nach Genotyp des Paarungspartners ist auch ein Teil der Nachkommen besonders scrapieanfällig. |
Die allgemeine Empfänglichkeit der Schafherden kann somit durch gezielte Auswahl von Zuchttieren aus niedrigen Risikogruppen beeinflusst werden. In einigen Ländern wurde auf diese Art und Weise bereits eine Reduzierung der Scrapie-Ausbrüche versucht.
Bei der Vererbung des Genotyps an die Lämmer wird von jeweils einem Elternteil die eine Hälfte des Genotyps vererbt. Ein Bock mit dem Genotyp ARR/ARQ gibt also entweder sein ARR-Allel oder sein ARQ-Allel an das Lamm weiter. Welches Allel er vererbt, ist von Lamm zu Lamm unterschiedlich und dem Zufall überlassen. Von Seiten der Mutter wird ebenfalls nur ein Allel weitervererbt , d.h. ist sie ARR/ARH genotypisiert, so gibt sie entweder das ARR- oder das ARH-Allel weiter. Nachfolgend werden einige Kombinationsmöglichkeiten aufgeführt.
Mutter | ||||||
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ARR/ARR | ||||||
Bock | ARR/ARR |
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Alle Nachkommen mit Genotyp ARR/ARR = G1.
Mutter | ||||||
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ARR/AHQ | ||||||
Bock | ARR/ARR |
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Die Chance, aus dieser Kombination ein ARR/ARR-Tier zu züchten, liegt bei 50%.
Mutter | ||||||
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ARR/ARQ | ||||||
Bock | ARR/ARR |
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Die Chance, aus dieser Kombination ein ARR/ARR-Tier zu züchten, liegt bei 50%.
Mutter | ||||||
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ARR/ARQ | ||||||
Bock | ARR/ARQ |
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Die Chance, aus dieser Kombination ein ARR/ARR-Tier zu züchten, liegt bei 25%.
Mutter | ||||||
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ARQ/AHQ | ||||||
Bock | ARR/ARQ |
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Die Chance, aus dieser Kombination ein ARR/ARR-Tier zu züchten, liegt bei 0%.
Hat der Bock die Genotypisierung ARR/ARR und die Mutter ARR/ARQ oder ARR/AHQ oder ARR/VRQ oder ARR/ARH, so liegt die Chance, aus diesen Kombinationen ein ARR/ARR-Tier zu züchten, bei 50%.
Hat der Bock die Genotypisierung ARR/ARQ (oder ARR/ARH oder ARR/AHQ oder ARR/VRQ) und die Mutter ARR/ARQ (oder ARR/ARH oder ARR/AHQ oder ARR/VRQ), so liegt die Chance, aus diesen Kombinationen ein ARR/ARR-Tier zu züchten, bei 25%.
Hat ein Muttertier bei der Genotypisierung kein ARR-Allel, also z.B. ARQ/ARQ, so sollte dieses Tier nach Möglichkeit mit einem ARR/ARR-Bock gepaart werden.
Mutter | ||||||
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ARQ/ARQ | ||||||
Bock | ARR/ARR |
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Die Nachzucht hat dann die Genotypisierung ARR/ARQ und müsste dann wieder mit einem ARR/ARR-Bock gedeckt werden (siehe Punkt 3).
Wenn in einem Bestand ein Scrapie-Fall auftrat, musste bislang der gesamte Bestand gekeult werden. Dieses kann verhindert werden, wenn der Genotyp der Tiere in der Herde bekannt ist, oder eine Genotypisierung vorgenommen wird. Der Bestand wird dann zunächst gesperrt, bis die Ergebnisse der Genotypisierung vorliegen. Tiere mit einer Genotypisierung ARR/ARR können von der Keulung ausgenommen werden.